Umdenken in der Wasserwirtschaft: Warum Expertenwissen allein nicht ausreicht

2025Mario Pansera

usammenfassung Dieser Artikel zeigt die Grenzen expertenbasierter Ansätze in der Wasserwirtschaft und stützt sich dabei auf das Konzept der Postnormalen Wissenschaft. Der Artikel beginnt mit der Geschichte eines gutgemeinten Projekts italienischer Ingenieure zur industriellen Verarbeitung von Kartoffeln in Ecuador. Das Projekt scheiterte, da die Ingenieure die Vielfalt der lokalen Kartoffelsorten und deren kulturelle, spirituelle und ökologische Bedeutung nicht berücksichtigten. Diese Geschichte verdeutlicht, dass technisches Fachwissen zwar wertvoll ist, oft jedoch lokales Wissen und lokale Werte ausser Acht lässt, was zu nicht nachhaltigen Ergebnissen führt. Ich plädiere für die Prinzipien der Postnormalen Wissenschaft (Post Normal Sciences, PNS), welche die Notwendigkeit einer inklusiven und demokratischen Entscheidungsfindung bei komplexen und risikoreichen Themen wie dem Wasserressourcen-Management /der Wasserwirtschaft betont. PNS fordert den Einbezug von indigenem, populärem und erfahrungsbasiertem Wissen in die wissenschaftliche und technische Expertise über das Instrument der «extendend peer communities». Beispiele aus Spanien, Frankreich und Bolivien zeigen, wie partizipative Modelle wie die «multi-actor multi-criteria evaluation» konkurrierende Interessen in Einklang bringen und adaptive und gerechte Lösungen fördern können. Im Artikel setze ich mich ein für institutionelle Veränderungen hin zur Co-Creation, der Anerkennung verschiedener Formen des Wissens und der Priorisierung der demokratischen Partizipation, um Wasserkrisen gerecht und nachhaltig bewältigen zu können. Letztlich stellt dies die bestehende Hierarchie des Wissens in Frage und fordert die ausgewogene Berücksichtigung von technischen Lösungen und des Wissens und der Erfahrung lokaler Gemeinschaften.

 Pansera, M.  Wasser Energie Luft 2-2025

Heft 2, Juni 2025, 117. Jahrgang